Yoga heißt Eins Sein. Yoga bedeutet Vereinigung. So beginnt BKS Iyengar sein Buch „Der Baum des Yoga“.
Eine Aussage die genauso umfassend wie einfach ist. Und so ist Yoga.
Yoga wurde vor 5000 Jahren von indischen Weisen, den Rishis, entwickelt. Diese Seher suchten nach einer Methode, um Körper und Atem zur Beruhigung unseres unsteten Geistes einzusetzen.
Gleich zu Beginn von Patañjalis Yoga-Sūtra, der in Sanskrit verfassten Lehrschrift des Yoga, steht in Vers 1.2: Yoga Citta Vritti Nirodhah, auf deutsch „Yoga ist, wenn der Geist zur Ruhe kommt“. Nur wenn unser Geist ruhig wird, können wir die wahren Früchte der Praxis ernten: Gleichmut, Liebe, Mitgefühl und Lebensfreude. Diese Qualitäten und Empfindungen sollten Basis und Rahmen jeder Yogastunde sein, die die Präsenz im Moment fördert und zur genauen Beobachtung unserer gegenwärtigen Situation inspiriert.
Yoga ist ein Begriff aus dem Sanskrit und kann grob mit „Einheit“ oder „Verbindung“ übersetzt werden. Yoga bezeichnet sowohl einen Zustand, als auch die Handlungen und Übungen, die zu ihm führen können. Der Zustand des Yoga besteht darin, dass der Übende nicht länger seinen endlosen Gedankensprüngen ausgeliefert ist. Stattdessen ist er in der Lage, eine tiefe Bewusstheit zu erfahren, in der er sich mit einer grösseren Instanz identifizieren kann als dem individuellen Ego. Die Praxis des Yoga konzentriert sich auf konkrete, praktische Aspekte der Techniken, die diesen Zustand herbeiführen sollen. Dazu zählen die Qualität des Atems, das Wahrnehmen des Körpers und das Beobachten der Gedanken und Gefühle, während wir Yoga üben.
Die Yogapraxis soll Bewusstsein aufbauen. Denn nur, wenn der Geist ruhig und fokussiert ist, können wir das Versprechen erkennen, das uns folgender Vers des Yoga-Sūtra (1.3) bietet: Tada Drashtuh Svarupe Avasthanam, übersetzt „Dann kann wahre Erkenntnis in ihrer wahren Natur fortbestehen“. In anderen Worten: Yoga praktizieren heisst, seinem wahren, ewigen Selbst zu begegnen. Wir üben regelmässig, um Geist, Körper, Atem und Seele langsam zusammenzufügen. Mit der Zeit lernen wir, dass Sinneseindrücke und Gefühle genau wie Zeitströmungen kommen und gehen. Wir erhalten Einblick in die Konzepte, die unsere Einstellung und unser Handeln bestimmen – sowohl die positiven als auch die negativen. Wir lernen uns selbst besser kennen und wir fangen an, folgende Wahrheit zu begreifen: Der Geist ist ein Prozess, keine feste Grösse. Wir haben unseren Geist in der Hand, nicht anders herum. Und wir können uns immer aussuchen, was wir denken: eine Wahl, die es uns erlaubt, bedacht zu handeln, und jetzt – hier auf der Erde – Freude und Zufriedenheit zu erfahren.